Archiv: Rezensionen zu Literatur und Film

Dienstag, 13. Februar 2018

Rezension: 13 Stufen (Kazuaki Takano)






Japan 2001

13 Stufen
Originaltitel: Jūsan Kaidan
Autor: Kazuaki Takano
Verlag: Erschienen als Taschenbuch beim Penguin Verlag (2017)
Übersetzung: Sabine Mangold
Genre: Unterwelt-Thriller, Gesellschaftsdrama



Was ist ein Page-Turner? Ich könnte jede Wette darauf eingehen, viele werden hier entweder an eine Drama-Serie aus Südkorea denken oder eine Erotikdarstellerin. Doch Kazuaki Takanos "13 Stufen" ist nichts von beidem sondern dafür ein waschechter Page-Turner der Literatur. Zu 90% braucht eine Geschichte immer eine lange Zeit, sich zu entfalten. Es ist vergleichbar, als lasse man eine Flasche Wein atmen damit dieser seine vollen Aromen nach dem entkorken entfaletn kann. Bei Kazuaki Takanos Roman ist es anders. Man entkorkt den Wein und kann ihn sofort genießen. Mit einem beklemmenden Prolog führt der Japaner seine Leser nahezu schonungslos in seine Geschichte ein. Schon lange hat mich der Prolog eines Romans nicht mehr so kalt erwischt wie hier. Nüchtern und doch schmutzig erzählt Takano hier die Geschichte eines Insassen, der seit nun mehr als 7 Jahre unschuldig im Gefängnis auf seine Hinrichtung wartet. Tag für Tag die gleiche Todesangst mindestens einmal am Tag wenn die Henker durch die Gänge streifen. Wann werden sie vor seiner Zelle halt machen?

"Es herrschte Still, dann erhob sich plötzlich ein großer Tumult: Plastikgeschirr wurde gegen die Wand geschmettert, schepperte zu Boden, wildes Trampeln und ein anhaltendes bestialisches Gebrüll, das unmöglich von einem einzelnen Menschen stammen konnte und den restlichen Lärm übertönte.
Kihara hörte, wie jemand sich entleerte, gefolgt von dem hässlichen Geräusch platschender Schritte, die durch eine Lache stapften.
Kihara lauschte angestrengt und versuchte, die einzelnen Geräusche zuzuordnen. Mit Entsetzen hörte er ein leisen Keuchen aus dem Lärm heraus. Dann vernahm er das Würgen eines von Todesangst gepeinigten Menschen, der sich krampfhaft erbrach, während er aus der Zelle geführt wurde. Kihara presste sich beide Hände auf den Mund, um den eigenen Brechreiz zu unterdrücken."

Im Jahr 1991 soll Ryo Kihara an einem Raubmord beteiligt gewesen sein. Er selbst kann sich an nichts mehr erinnern und beteuert seine Unschuld. Sämtliche Revisionen in den letzten 7 Jahren wurden abgewiesen, zu erdrückend sind die Beweise. Mittlerweile weiß Kihara nicht einmal mehr, ob seine Todesurteil überhaupt noch vollstreckt wird. Es ist jedoch die weitere Ungewissheit, die den Mann tagtäglich um sein Leben bangen lassen muss. Eines Tages erinnert sich Kihara während seiner monotonen Arbeit in seiner kleinen Zelle aber wieder an ein Detail, was in seinem Fall eine überraschende Wende bringen könnte. Da jede Sekunde zählt setzt er sich prompt an ein Schreiben, welches an seinen Anwalt gerichtet ist. Ein ungleiches Duo, ein stämmiger Gefängnisaufseher namens Nango und ein junger Ex-Häftling auf Bewährung namens Jun'ichi werden darauf angesetzt, den Fall aus den 90ern nochmal aufzurollen um die Wahrheit ans Licht zu bringen.

Es ist eine besondere Intensität, mit der Takano den Leser regelrecht umwickelt. In Japan zählt der Autor neben international gefeierten Autoren von Thrillern wie Keigo Higashino und Fuminori Nakamura zu den absoluten Bestsellerautoren in seiner Heimat, der feine Unterschied ist jedoch, dass der Autor nur alle paar Jahre mal einen neuen Roman veröffentlicht. "Jūsan Kaidan" -13 Stufen" war sein Debüt als Autor und kann dementsprechend nur als sehr beeindruckende Errungenschaft bezeichnet werden. Der Titel selbst beschreibt symbolisch die 13 juristischen wie bürokratischen Schritte die notwendig sind, um einen Häftling zum Galgen zu führen. Im Jahr 2003 wurde der Roman unter dem Titel "13 Kaidan" von Masahiko Ngasawa verfilmt.

Für die gelungene und rasante Übersetzung des Titels war die erfahrene Sabine Mangold zuständig. Die Japanologin dürfte vielen Lesern auch vielleicht als eine der früheren Übersetzerinnen des Werkes von Haruki Murakami bekannt sein.

"Als sie nach wenigen Schritten um die Ecke bogen blickte Jun'Ichi auf eine kahle Brandmauer. Auf dem verwitterten Putz hatten such über die Jahre Dreckschlieren gebildet. Es gab kein Tor, sondern nur eine unscheinbare Tür, die als Eingang direkt vom Bürgersteig in die Diele führte. Der Grundriss maß vielleicht zwanzig Quadratmeter. Jedenfalls war es für ein Einfamilienhaus eine äußerst dürftige Behausung."



Resümee

"13 Stufen" von Kazuaki Takano ist kein typischer Krimi. Alleine die beiden untypischen Ermittler machen diesen Fakt ganz schnell klar. In erster Linie befasst sich das Debüt des japanischen Autors mit dem japanischen Justizsystem. Besonders westlichen Lesern dürfte hier ein unglaublich bedrückender aber auch interessanter Einblick gewehrt werden. Im Fokus steht häufig der junge Jun'ichi, der nach einer zweijährigen Haftstrafe wegen Körperverletzung mit Todesfolge sich wieder in die Gesellschaft integrieren will und auch muss. Das Ausmaß, was seine Tat angerichtet hat erlebt der junge Mann erstmals mit wenn er sich die neue Behausung der Eltern ansieht, die eine enorme Summe an Schmerzensgeld und Schadensersatz an die Familie des Opfers zahlen müssen. Obwohl Jun'ichi aus Notwehr handelte ist und bleibt er ein gebrandmarkter Ex-Sträfling. Ein Status, mit dem man es in jeder Gesellschaft, besonders aber in der japanischen enorm schwer hat. Dies reicht so weit, dass der eigene Bruder Jun'ichi einen "Mörder" nennt und für sämtliches Unglück innerhalb der zerrütteten Familie verantwortlich macht. Die Nebenschauplätze in "13 Stufen" sind also nicht weniger interessant als der eigentliche Plot Plot um einen Mann, der tatsächlich unschuldig im Todestrakt sitzt. Immer wieder begeistert die Geschichte mit neuen Wendungen und  furiosem Stil. Liebhaber der japanischen Literatur wie aber auch Fans von unkonventionellen Thrillern werden hier gleichermaßen auf ihre Kosten kommen.

1 Kommentar:

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