Archiv: Rezensionen zu Literatur und Film

Donnerstag, 13. Oktober 2016

Nobelpreis für Literatur 2016 geht an Bob Dylan




Ein langjähriger Beobachter des Nobelpreises würde lügen, wenn er sagen würde, Bob Dylan war kein heißer Anwärter auf den Preis für die Kategorie Literatur. Für den Gelegenheitsleser solcher Neuigkeiten mag die Verkündung sicherlich überraschend gewesen sein, die Wahrheit ist aber, seit einigen Jahren wurde Bob Dylan bereits als prominenter Anwärter für den Preis gehandelt. Aber auch ich muss zugeben, in den letzten beiden Jahren war es ruhiger um ihn und manche fingen an, die ganze Geschichte als eine wirre Idee der Buchmacher und Plattenfirmen zu handeln um die Musik von Bob Dylan wieder etwas mehr ins Gespräch zu bringen. Hier steckte natürlich nichts weiter als eine Verschwörungstheorie hinter, die heute, den 13. Oktober 2016, widerlegt wurde. Das Komitee aus Schweden kürte den 75 jährigen Amerikaner mit dem Nobelpreis für Literatur 2016. Als Begründung, wieso Bob Dylan und somit auch die USA den Preis erhalten haben, gab das Komitee folgendes Statement:

„für seine poetischen Neuschöpfungen in der großen amerikanischen Song-Tradition“


Die Meldung wurde bei vielen leidenschaftlichen Lesern aber auch Schriftstellern als eher kontrovers aufgenommen, dass ein bekannter Musiker den Nobelpreis für Literatur erhält. Wie auch in den Jahren zuvor tauchten etliche bekannte Namen für potentielle Preisträger wieder auf den Listen der Buchmacher auf, darunter der syrische Schriftsteller Adonis wie auch jährlich der Japaner Haruki Murakami.

Ich äußere mich in diesen Beitragen selten persönlich zur Vergabe, werde es aber diesmal, wenn es schon solch eine Kontroverse gibt, ein wenig kommentieren. Persönlich habe ich die Entscheidung als relativ neutral wahrgenommen. Dylans Songwriting ist weltbekannt und über etliche Dekaden hinweg begeisterte er mit seiner Musik viele Generationen und somit selbst heute noch Relevanz hat. Das eigentliche Problem, welches ich sehe, ist, inwieweit hat sich das Teilnehmerfeld für potentielle Kandidaten für den Nobelpreis für Literatur nun erweitert, wenn bereits Musiker den Preis erhalten und offiziell als Dichter angesehen werden? Auch wenn die Vergabe vermutlich erst einmal einmalig bleiben wird und die Schriftsteller sich nicht fürchten müssen, dass ihnen dieses Segment von Musikern geraubt wird, so war die Entscheidung für Bob Dylan sicherlich aber auch ein kleiner Wegweiser, dass das Komitee auch künftig mal von der Norm abweichen könnte, was ihre Entscheidungen angeht. Hasstiraden gegen Bob Dylan auszusprechen halte ich für sinnlose Zeitverschwendung, bei denen niemand mit einstimmen sollte. Als politisch sehe ich die Entscheidung ebenfalls nicht, was für mich erst einmal ein gutes Zeichen ist, denn die Vergabe des Preises in dieser Kategorie hatte in den vergangenen Jahren zu oft leider politische Hintergründe.


In diesem Sinne gratuliert "Am Meer ist es wärmer" Bob Dylan. Als Preisträger wird er seinem bekannten Song einmal mehr gerecht. "The Times they are a Changin".


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