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Sonntag, 7. Juli 2013

Rezension: Evil Dead (2013 Remake)



USA 2013

Evil Dead
Regie: Fede Alvarez
Darsteller: Jane Levy, Shiloh Fernandez, Lou Taylor Pucci, Jessica Lucas, Elizabeth Blackmore
Lauflänge: Circa 91 Minuten
Genre: Horror
FSK: 18
Verleih: Sony Pictures


Trailer (ohne explizite Szenen und Spoiler)






Über 25 Millionen spielte das Evil Dead Remake am Eröffnungswochenende in den amerikanischen Kinos ein. Damit ist Evil Dead zumindest von den Einspielergebnissen her einer der erfolgreichsten R-Rated Filme der letzten Zeit (R-Rating entspricht meistens der deutschen FSK 16 oder FSK 18 Freigabe). Auch weltweit können die Einspielergebnisse die Produzenten (darunter Sam Raimi und Bruce Campbell) ziemlich zufriedenstellen, was das Spielfilmdebüt des noch jungen Regisseurs Fede Alvarez angeht. Bei solch einer üppigen Promotion (inklusive den berüchtigten Red Band Trailern) musste ein kommerzieller Kinoerfolg auch das Ziel sein. Beim Heimkino Release wird der Film sogar noch einmal zulegen können.

Was die Red Band Trailer angeht, also jene Trailer, die mit einer festen Altersfreigabe versehen sind, bleibe ich weiter skeptisch. Bereits bei Hostel aus dem Jahre 2005 wurden alle nennenswerte Szenen bereits im Trailer verpackt und der eigentliche Film verlor dadurch noch wesentlich mehr an Bedeutung, als es ohnehin schon der Fall ist. Bei Evil Dead ist das nicht unbedingt anders. Weshalb ich nur abraten kann, die beiden Red Band Trailer zu sehen. Zwar nimmt das Spoilern der pikanten Szenen nicht solche Ausmaße wie bei Hostel an, die Überraschung, wenn man die Szenen im Film dann sieht, dürfte aber verhältnismäßig gering ausfallen.

Zum Film muss man natürlich nicht mehr viel sagen. Remakes und Reboots sind angesagt, und darin reiht sich auch das Evil Dead Remake ein. Viel mehr ist es aber eine Neuinterpretation des Low Budget Klassikers aus dem Jahre 1981. Während Sam Raimi das Franchise immer mehr zur Horrorkomödie ausbaute, geht Fede Alvarez wieder zurück zum Horror. Persönlich konnte ich dem Original nie viel abgewinnen, war dafür aber umso mehr begeistert von Evil Dead 2. Das faszinierende an Evil Dead 2 ist, der Film ist praktisch ein humorvolles Remake des Originals, parodiert es teilweise, funktioniert aber wunderbar eigenständig. Auf Army of Darkness will ich hier nun nicht eingehen, da es ja nur noch indirekt etwas mit Evil Dead zu tun hat.

Im Evil Dead Remake steht erneut eine Gruppe an jungen Leuten im Fokus. Diesmal dient die Hütte im Wald nicht als Ferien-Wohlfühloase, sondern als Entzugskur für die Drogenabhängige Mia. Wer also Titten, Gras und Alkoholexzesse erwartet, der wird enttäuscht werden. Und ich kann mich nur dafür bedanken. Zwar verleiht Alvarez seinen Protagonisten keinen magischen neuen Anstrich, aber nerven tun sie auch nicht. Das fehlen von Ash (Bruce Campbell) kümmerte mich dabei übrigens wenig, da er erst in Evil Dead 2 zu dem Kultcharakter wurde, den jeder Evil Dead Fan liebt. Im Original war er so bodenständig wie die Protagonisten aus dem Remake.

Regisseur Fede Alvarez war überrascht und amüsiert zugleich, wie kleinlich und seltsam die MPAA (das amerikanische Pendant zur FSK) doch ist. Angepeilt wurde ein bereits hohes R-Rating, allerdings verwehrte die MPAA diese Freigabe mehrmals und erteilte das katastrophale NC-17 Rating (somit dürfte keiner unter 17, nicht einmal mit einer volljährigen Begleitperson, den Film sehen). Es mussten also einige Umschnitte gemacht werden. Laut Alvarez wird es eine obligatorische Unrated Fassung fürs Heimkino geben, jedoch sollen sich die Änderungen in Grenzen halten, da die Kinofassung wohl schon all die Härte an grafischen Szenen beinhalten würde. Und das tut die Kinofassung durchaus. Ist der Originalfilm Tanz der Teufel in Deutschland immer noch bundesweit beschlagnahmt, lässt das Remake das Original wie eine Kindersendung im Vormittagsprogramm erscheinen. Die deutsche Freigabe ist daher äußerst verwunderlich, spätestens bei der Heimkino Auswertung wird aber vermutlich der Index winken.

Auf Computereffekte wurde größtenteils verzichtet. Alle Splatter-Effekte bestehen fast ausschließlich aus Handarbeit. Und die kann sich sehen lassen. Der Ekelfaktor ist eindeutig da, und die Effekte sind tatsächlich beeindruckend. Es ist schade, dass Filmemacher nur noch so selten auf so etwas zurückgreifen.
Unterlegt wird die bedrückende Atmosphäre dabei mit einem stimmigen Soundtrack. Erschrecken tut man sich dafür nur äußerst selten.

Und trotz der nahezu perfekten Handarbeit in Sachen Effekte und Kamera, so konnte mich das Remake nur mäßig begeistern. Obwohl einiges an Potential da ist, fehlt dem Film etwas unverkennbares. Eine Handschrift. Auch der Grusel hält sich in Grenzen. Meistens sind die Geschehnisse, obwohl sie von der Original-Story abweichen, leider recht vorhersehbar und wenig überraschend. Das eigentliche Prunkstück, praktisch unverzichtbar für die Story, das Necronomicon, blieb relativ unbeachtet im Bezug auf die Geschehnisse. Auch das Ende bleibt mehr als fragwürdig. Lust auf eine Fortsetzung hat man mir dabei eher weniger gemacht. Der kaum nennenswerte Auftritt von Bruce Campbell am Ende des Abspanns ist recht unpassend gewählt, und passte nicht im geringsten zu der düsteren Grundstimmung des Remakes.


Resümee

Ein wenig verbaut sich Regisseur Fede Alvarez seine Möglichkeiten. Filmisch kann man ihm nichts vorwerfen, der Mann scheint was von seinem Handwerk zu verstehen. Inhaltlich ist das Evil Dead Remake leider aber nichts besonderes. Zwar ist es kurzweilig und ohne Längen, aber man verlässt durchaus recht unzufrieden das Kino. Da Campbell und Raimi nach dem Erfolg das Franchise weiter ausbauen wollen, vermutlich zusammen mit Fede Alvarez, wünsche ich mir einfach, was das inhaltliche angeht, für die kommenden Projekte mehr Kreativität. Wenn man daran arbeitet, könnten da einige ziemlich dreckige Filmchen auf uns warten. Das wäre dann wohl tatsächlich mal Groovy.

Für das Remake gilt: Kein Horror-Knaller der den mächtigen Worten auf dem Filmplakat gerecht wird, aber ein solides Splatterfilmchen mit brauchbaren Effekten.


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