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Freitag, 17. August 2012

Rezension: Batman: Earth One




Batman: Earth One Volume 1
USA 2012
Veröffentlicht bei DC Comics, Juli 2012 (Hardcover und Kindle)
Autor: Geoff Johns
Zeichner: Gary Frank
Genre: Graphic Novel, Alternative Realität, Crime, Drama, Fantasy
Deutsche Publikation: Noch keine Veröffentlichung


Sich einfach mal ein wenig durch das DC-Universum zu lesen ist eine Aufgabe, an der jeder Neuling vermutlich verzweifeln wird. Alleine die beinahe unzähligen Batman-Publikationen sind so umfangreich, dass es eigentlich unmöglich ist, die richtigen Knaller von den Rohrkrepierern zu unterscheiden. Wobei ein wahrer Fan vermutlich sagen wird, es existieren keine Rohrkrepierer unter den Batman Comics.

Allerdings ist der dunkle Ritter, besonders durch die neuen Filme von Christopher Nolan, populär wie nie. Das einige da nicht wissen, wo sie anfangen sollen, und, welche Story überhaupt brauchbar ist, ist nicht weiter verwunderlich. Daher hat DC ein wenig bei Marvel abgeguckt. Marvel hat mit seiner Ultimate-Reihe Superhelden wie zum Bespiel Spider-Man und den X-Men einer neuen Generation zugänglich gemacht. Und DC tut es Marvel gleich. In einem komplett neuem Universum, dem Earth One, sucht sich DC namhafte Comic-Buch Autoren und Zeichner. Nach Superman: Earth One, hat man sich nun auch das derzeitige Flaggschiff, den Batman, vorgenommen. Das Team, welches sich dem Neuen Batman annahm, besteht aus Autor Geoff Johns (Green Lantern) und Zeichner Gary Frank (The Avengers). Beide Künstler sind bekannte Namen im DC-Universum. Und das sie ihrem Ruf gerecht werden, beweisen sie im ersten von mehreren geplanten Batman: Earth One Graphic Novels.

  
Von der Essenz her ist die Story immer noch die selbe wie in den bereits veröffentlichten Werken. Es gibt aber signifikante Unterschiede. Zwar werden die Eltern des jungen Bruce Wayne (Thomas Wayne und Martha Arkham-Wayne) immer noch erschossen, anders ist jedoch der Ausgang der Geschichte. Durch den Tod von Thomas Wayne, der bereits als neuer Bürgermeister von Gotham City gehandelt wurde, kam der geldgierige und korrupte Oswald Cobblepot an die Macht. Richtig gelesen! Der Penguin. Die Neuinterpretation unterscheidet sich jedoch völlig von dem Original. Cobblepot gleicht mehr einem Mafiaboss als typischen Gegenspieler von Batman. Die Ähnlichkeiten zu Schauspieler Joe Pesci sind dabei unverkennbar.
Auch der gute Alfred Pennyworth spielt nun eine wesentlich bedeutendere Rolle. Dieser fungiert ausnahmsweise mal nicht als liebevoller Butler, sondern als bleihaltiger Ex-Marine und Mentor von Bruce Wayne.
Bruce Wayne hingegen ist nicht der glanzvolle Rächer, wie wir ihn kennen. Als Kind ein verwöhntes Gör, mitverantwortlich für den Tod seiner Eltern, wird er von Schuldgefühlen geplagt. Er kehrt nach Gotham City zurück, um den wahren Schuldigen zu finden, der für den Mord seiner Eltern verantwortlich ist. Bürgermeister Cobblepot. Doch Wayne ist ungeschickt als maskierter Rächer Batman. Sein Kostüm besteht aus einfachen Materialien, seine Gadgets sind amateurhaft zusammengebaut. Erstmals seit einer langen Zeit, kann man auch wieder die Augen des Batman sehen. Denn auch die Maske des neuen Batman verzichtet auf irgendwelche Extras.
Noch zahlreiche weitere Charaktere aus dem Batman-Universum treten auf. So erinnert die neue Interpretation von Jim Gordon ziemlich an die Nolan Interpretation. Es ist beinahe, als hätte Gary Oldman persönlich als Model fungiert.

Die Geschichte wird brillant erzählt, die Artworks sind in allen Belangen makellos. Leider aber liest sich die Handlung doch ein wenig gehetzt. Besonders Cobblepot als Bösewicht kommt dabei viel zu kurz. Seine wenigen Auftritte sollte man daher genießen. Die Rückblenden wurden stilvoll aufs Papier gebannt, sorgen aber auch des öfteren für Verwirrung. Auch ein nennenswerter Twist lässt sich in der Geschichte nicht finden. Das ist ein wenig schade, denn bei solch einem großen Potential, hätte man noch wesentlich mehr zeigen können.



Fazit:

Batman: Earth One hätte etwas bahnbrechendes im Batman-Universum ändern können. So bleibt unterm strich keine legendäre Geschichte, aber immerhin eine ziemlich gelungene und interessante Neuinterpretation. Sieht man den ersten Band als Test für die kommenden, spielen die wenigen Mankos erst recht keine Rolle mehr. Die Fortsetzung ist bereits geplant. Und dann hoffe ich, werden Johns und Frank uns ein Werk präsentieren, welches anstelle der 144 Seiten, uns mindestens 200 liefern wird. Denn das ist einfach der Umfang, den eine solche Neuinterpretation braucht. Man lernt alle bekannten Charaktere praktisch neu kennen, und diese Entwicklungen dürfen ruhig noch ausführlicher dargestellt werden. Zumindest sollte man dies von einem Besteller der New York Times erwarten können.

Die Story ist definitiv an ältere Leser gerichtet. Zu lachen gibt es in Batman: Earth One nichts. Muss es auch nicht. Das hat bereits Christopher Nolan in seinen Filmen bewiesen. Ob Earth One nun der perfekte Einstieg für Neueinsteiger ist, wage ich zu bezweifeln, aber das Hintergrundwissen aus den Filmen reicht eigentlich, um Earth One zu verstehen.

Traut man der letzten Seite des Buches, dann dürfte zumindest der Gegenspieler des neuen Bandes bereits feststehen. Fans sollten definitiv am Ball bleiben. Ich bin mir sicher, dass diese Neuerzählung noch so einige Überraschungen zu bieten haben wird.


Wertung: 3,5 von 5 Dante

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