Archiv: Rezensionen zu Literatur und Film

Mittwoch, 19. Oktober 2011

Rezension: Schoßgebete (Charlotte Roche)



Deutschland
Autorin: Charlotte Roche
Erscheinungsjahr: 2011 (Piper Verlag)
Genre: Slice of Life

"Jedenfalls bleibe ich bei meinem Mann, bis ich sterbe, würde es aber gerne, bevor ich sterbe, hinkriegen, dass ich nicht heimlich, sondern erlaubt, ganz legal, wie früher bei den Hippies, mit einem anderen Mann schlafen darf. Oder auch: mit dem einen oder anderen Mann! Ich möchte das gerne tun, mit so wenig schlechtem Gewissen wie möglich. Ich stelle mir vor, dass das schlechte Gewissen, beim heimlich Machen, alles versaut. Das will ich nicht. Ich möchte gerne frei sein dabei und, während ich endlich mal einen anderen Schwanz in mir habe, die ganze Zeit denken: Ich darf das. Ich habe den coolsten Mann der Welt, er hat es mir erlaubt."

Von der ehemaligen VIVA Moderatorin zur Kultautorin. Der Werdegang der Charlotte Elisabeth Grace Roche kann nur als Phänomen der aktuellen Popkultur bezeichnet werden. Genau so ihr Debüt, Feuchtgebiete. Feuchtgebiete ist nämlich ein Phänomen der deutschen Literatur. Auch wenn jeder es verleumdet oder angewidert nach der dem lesen der Lektüre ist, fast jeder hat es gelesen. Gebt es ruhig zu. Ein Millionen-Bestseller, der auch knapp 3 Jahre nach seiner Erscheinung immer noch gelesen wird und sich einfach hervorragend verkauft. Roche traf und zerstörte mit ihrer Satire die Scham der Bewohner der Bundesrepublik und alle wollten sich am liebsten wieder unter ihren Bettdecken in ihren heiligen, privaten Schlafzimmern verkriechen. Und eigentlich wollte ich mir all das gar nicht antun. Bis ein Freund mir irgendwie das Hörbuch schmackhaft machte. Auf mich wartete eine Zugfahrt von Dortmund nach Bonn. Ich gab dem ganzen eine Chance. "Feuchtgebiete: Gelesen von Charlotte Roche". Andere könnten genervt von ihrer emotionslosen Stimme sein, mich begeisterte die Gleichgültigkeit in ihren gesprochenen Worten jedoch. Als ob sie dort über tatsächlich alltägliche Dinge spricht. Einfach fantastisch (vielleicht habe ich auch nur einen verschrobenen Geschmack). Roche's Stimme wiegte mich sogar in den Schlaf. Denn jede Nacht, in meiner Kölner Unterkunft, bevor es wieder zurück nach Bonn ging, hörte ich immer noch ein Kapitel im Bett. Nun, vielleicht weniger interessant, aber dies ist meine persönliche Geschichte wie ich zu diesem außergewöhnlichem Buch kam.

Obwohl es viele Momente gab in Feuchtgebiete, die ich, selbst für meine Verhältnisse, ziemlich pikant fand, war ich sehr begeistert. Es war pure Unterhaltung für mich. Daher war ich auch im Gegensatz zu vielen anderen sehr angetan davon, als ich hörte ein Nachfolger würde erscheinen (erfuhr ich erst kurz vor der Veröffentlichung des neuen Buches). Schoßgebete würde es heißen. Klingt ja fast wie Feuchtgebiete. Darin ist sie gut, in absurden Wortkreationen. Und wie es nicht anders zu erwarten war, Schoßgebete erreichte schon vor der eigentlichen Erscheinung Platz 1 der Amazon Bücher und Belletristik Charts. Da muss eine enorme Summe im Spiel gewesen sein. Sowohl für die Autorin als auch für den Verlag. Nahm sich bei Feuchtgebiete noch der DuMont Verlag Roche an, tat dies nun der renommierte Piper Verlag. Dieser ist nun nicht unbedingt bekannt dafür das er solche Werke publiziert. Aber wer will sich schon Millionen entgehen lassen? Mit 16,99 Euro für eine Broschur hat man dann gleich noch die Hardcover kosten gespart. Dazu gab es noch eine Rekord Startauflage von 500,000 Exemplaren. Und ich bin mir sehr sicher, der Piper Verlag wird diese längst losgeworden sein, denn Schoßgebete hat es sich bereits unter den Spiegel Bestsellern gemütlich gemacht.

So viel zum Hintergrund. Was kann Schoßgebete denn nun? Oder besser gesagt, was kann Schoßgebete nicht? Also, entgegen meiner Erwartungen ist das Buch längst nicht so kontrovers wie Feuchtgebiete. Es gleicht viel mehr einer Therapiesitzung beim Psychiater. In Treatment im Buchformat. Charlotte Roche versprach nicht zu viel als sie in einem Interview meinte das Buch sei ihr persönlicher Seelenstriptease. Es sei ihr persönlichstes Werk. Biografische Elemente soll es erhalten. Und ich war hin und her gerissen am Ende. Soll ich Schoßgebete nun gut finden? Oder es doch lieber in die Ecke werfen? Vielleicht wäre ein Mix aus beidem ganz gut. Wobei Möglichkeit Zwei wäre nicht so toll, denn das große Taschenbuch war ja ziemlich teuer.
Auf eine Art war ich wieder einmal begeistert von Roche's fantasievollem Schreibstil. Mal ernst, mal lustig, mal süß. Auf der anderen Seite habe ich manchmal gedacht, ich könnte selbst eine Therapie gebrauchen wenn ich noch ein paar Zeilen mehr lese. Viele Teile im Buch sind ziemlich anstrengend. Und nur sehr selten habe ich die fiktive Elizabeth vor mir gehabt, als viel mehr die Autorin selbst. Stets habe ich mich gefragt was nun reine Fiktion ist, und was tatsächlich in ihrem Leben passierte.

Ein Geheimnis ist es nun nicht, denn die meisten dürften es wissen. Bei einem Autounfall sind Roche's 3 Brüder ums Leben gekommen. Das war auf dem Weg zu ihrer Hochzeit. Ihre Mutter ist gefahren. Sie und die Freundin ihres ältesten Bruders überlebten. Sicher ist, ihre Mutter überlebte und ihre 3 Brüder bei dem Unfall starben. Roche versucht auf ihre Weise, mit dem Thema abzuschließen. Und auch abzurechnen. Mit der Bild Zeitung zum Beispiel. Doch an dieser Stelle, so brillant sie das ganze auch verfasst hat (ihre Vorstellung das ihre verstorbenen Brüder immer noch Leben und nun ohne Erinnerung an ihre Vergangenheit in einem belgischen Wald leben), fragte ich mich: Möchte ich das wirklich wissen? Möchte ich solch einen tiefen Einblick in das Leben der Charlotte Roche bekommen? Und viel wichtiger: Hat sie denn überhaupt keine Hemmungen, all das von sich zu erzählen?  Die Geschichte wurde von Seite zu Seite finsterer und depressiver. Enthielt bereits Feuchtgebiete autobiografische Elemente, hat Roche es diesmal nicht ganz geschafft, diese auch wirklich leicht dem Leser zugänglich zu machen.

Schoßgebete handelt von einer hoffnungslosen Frau in ihren Dreißigern. Sie erzählt aus drei Tagen ihres Lebens (Dienstag bis Donnerstag). Sie sieht kein Sinn mehr in ihrem Leben und lebt nur noch für ihre Tochter Liza und ihren Mann Georg (der Schorsch). Der einzige Ausweg scheint der Freitod. Besser gesagt, sie rechnet sogar fest damit, bald zu sterben. In ihrer Phantasie stirbt ihre kleine Tochter und ihr Mann tagtäglich. Elizabeth ist keine Frau, die noch einmal schlechte Nachrichten in ihrem Leben hören will. Nie wieder will sie Leid und Schmerz ertragen müssen. Daher ändert sie auch im Jahr mehrmals ihr Testament. Sie will sich so gerne ändern, das Leben wieder genießen, aber es gelingt ihr einfach nicht. Jahre der Therapie bei ihrer Psychiaterin Frau Drescher erleichtern ihr das Leben jedoch etwas. Lediglich der Sex, und die Gedanken an Sex, gestalten ihr Leben noch einigermaßen unterhaltsam und lenken sie von den trostlosen Gedanken ab. Wenn man dies so liest, ist Elizabeth das komplette Gegenteil ihres Teenager Gegenstücks aus Feuchtgebiete. Allerdings ist es auch möglich, dass die kleine Helen Memel aus Feuchtgebiete nun erwachsen geworden ist. Die jugendliche Naivität ist abgelegt. Doch egal von welcher Protagonistin ich spreche, ob Helen Memel oder Elizabeth Kiehl, hinter all diesen Masken steckt die echte Charlotte Roche. Und diese gewehrt uns einen tiefen Einblick in ihr Leben. Meiner Meinung nach schon wieder einen zu tiefen Einblick. Man fragt sich des öfteren, welche Charlotte Roche die Echte ist. Die im Fernsehen lächelnd und charmant Interviews gibt, dem Bundespräsidenten Sex anbietet, oder die Charlotte Roche aus ihren Romanen. Eine zutiefst depressive Frau, dem Tod gefährlich nahe. Vermutlich ist sie sogar niemand von all diesen Charakteren.

Der sehr experimentelle Schreibstil hat mir wieder einmal sehr gut gefallen. Es gibt erneut zahlreiche Wortkreationen, die mir wahrlich ein Lächeln auf die Lippen zauberten. So provokant wie der Vorgänger ist Schoßgebete jedoch nicht.
Ein bisschen wird sich vielleicht jeder selbst in dem Roman wiederfinden. Zwar ist alles in Schoßgebete ein wenig überzogen, doch Roche dürfte das Familienleben in Deutschland ganz gut beschrieben haben. Sie will all das besser machen, was ihre Mutter in ihrer Kindheit falsch gemacht hat. Elizabeth will sogar so weit gehen, das ihre Tochter durch all die Vorschriften eine gewisse Abneigung gegen sie entwickeln wird. Getrunken wird nur Mineralwasser, eingekauft nur Bioprodukte, und nie, niemals McDonalds. Kein Minibisschen. Dann wünsche ich mal Guten Appetit.

Ich könnte ein kleines Buch im A6 Format füllen nur um Schoßgebete zu besprechen. Was ich mir alles vornahm zu schreiben hat es zu knapp 80% gar nicht in meine aktuelle Rezension geschafft. Ich wiederum kann mich immer noch nicht entscheiden ob ich nun enttäuscht sein soll oder doch irgendwie begeistert. 

Aber genug geschrieben. Als Fazit kann ich nun aber schreiben, Schoßgebete hat mir gefallen, es fehlte mir jedoch auch das gewisse "Etwas". Als eine Beichte, ein Geständnis einer sündigen Frau funktioniert Schoßgebete jedoch erstaunlich gut. Roche's misanthropische Gedanken können einen manchmal zwar ziemlich beanspruchen, doch man kann es auch als besonderen Stil sehen. Inwieweit dieses Geständnis auf knapp 300 Seiten nun fiktiv ist, und was wirklich der Wahrheit entspricht, dies wird die Autorin wohl immer für sich behalten. Als Leser geht mich das jedoch alles nichts an. Zumindest kommt man, nachdem man den Roman gelesen hat, auf folgende Erkenntnis: Monogamie ist ein Mythos, eine Partnerschaft basiert lediglich darauf, das der eine auf den jeweils anderen scharf ist und Anglizismen sind Fucking Awesome.

Dienstag, 11. Oktober 2011

(Amazon) Rezension: 1Q84 Buch 1 und 2



Hinweis: Um 1Q84 etwas im Gespräch zu halten, da Morgen (den 12 Oktober 2011)  ja offiziell der dritte Band im Handel erscheint, möchte ich meine Amazon Rezension zu den ersten beiden Bänden präsentieren. Diese ersetzt natürlich nicht meine sonstigen, ausführlichen Besprechungen. Eine ausführliche Besprechung wird es geben wenn ich auch noch den dritten Band gelesen habe. Dann wird es eine Rezension zu dem Gesamtwerk geben.

Japan 2009, 2010
1Q84 (Ichi Kew Hachi Yon)
Autor: Haruki Murakami
Deutscher Verlag: DuMont (Hardcover)
Übersetzung: Ursula Gräfe


Amazon Rezension vom 16 November 2010 (bearbeitet am 11.10.2011)

Haruki Murakami: Wieso sein Können und seine Werke unverzichtbar für die moderne Gesellschaft sind.

Da bürgt uns Japans Bestsellerautor Nummer 1 in seinem neuen, großen Roman, 1Q84 ja so einiges auf.

- Eine fanatische Sekte
- Perceiver
- Receiver
- Mother
- Daughter
- Little People
- Zwei Monde
- Zwei Erzählstränge
- Eine Parallelwelt

Aber all das gewichtet am Ende der ersten zwei Bände schon gar nicht mehr. Vergessen wir die komplexe Handlung und die ganzen Anglizismen. Der Kern dieser Geschichte liegt einmal mehr ganz woanders. Wie so oft bei Murakami. Im Hauptfokus stehen nämlich nicht all diese wichtigen Begriffe. Nein. Auch nicht die düstere Thematik über eine fanatische Sekte und Missbrauch an Frauen dominiert in diesem Roman. Nein. Es ist die Geschichte zweier einsamer Menschen in einer trostlosen Gesellschaft. Es ist die Geschichte von Aomame und Tengo die ein gemeinsames Schlüsselerlebnis aus ihrer Kindheit in der Grundschule teilen und sich bereits über zwanzig Jahren suchen. Sie beide bereuen es längst, nicht früher den jeweils anderen gesucht zu haben. Nun sind beide bereits dreißig Jahre alt und haben sich immer noch nicht gefunden. Und wäre das nicht schon traurig genug für die beiden, scheint nun die Welt auch allmählich ihren Verstand zu verlieren.

Natürlich will ich niemandem verraten was es mit der geheimnisvollen Zeitebene 1Q84 auf sich hat. Gesagt sei jedoch das es in diesem Roman so viel zu erkunden und zu rätseln gibt wie in kaum einem anderen Murakami zuvor. Wie immer schreibt er fernab der üblichen Erzählkunst. Wie schon bei Kafka am Strand erzählt er aus zwei Perspektiven. Die Geschichte beginnt mit der Auftragsmörderin Aomame. Danach wechselt die Erzählung zu dem angehenden Schriftsteller Tengo. An dieser Struktur hält Murakami in beiden Bänden fest und lässt sie nicht ein einziges Mal los. Aomame ist dabei kein typischer Charakter aus der verträumten Welt Murakamis. Sie ist geheimnisvoll und kühl. Ihr Schicksal lernen wir erst kennen wenn wir uns weiter durch die Geschichte lesen. Tengo jedoch ist ein typischer Charakter aus Murakamis verträumten Welt. Tengo ist dreißig und Single. Irgendwo hat er sich auf der großen Bühne dieser Welt verlaufen und jagt nun verpassten Chancen und Träumen hinterher. Erst viel später wird klar das Aomames und Tengos Schicksal miteinander verknüpft sind.

Dabei beginnt 1Q84 komplett anders als es wohl jeder Leser von Haruki Murakami erwartet hätte. Der Part mit Aomame wird zunehmend düsterer. Murakami widmet sich gesellschaftskritischen Themen wie Gewalt gegenüber Frauen. Und natürlich darf auch der Krieg in der Mandschurei, den Murakami bereits in anderen Werken erwähnte, in 1Q84 nicht fehlen. Dazu kommt dieses Mal auch noch eine Sekte. Auch diese Thematik dürfte bekannt vorkommen wenn man Murakamis Band Nach dem Beben und seinen Zeitzeugenbericht Untergrundkrieg gelesen hat. Die von Murakami beschriebene Sekte und ihr Anführer aus 1Q84 weisen unglaubliche Parallelen zur Omu Shinrikyo, auch bekannt als Aum Sekte, auf. Eine in Japan gegründete Sekte die einen Terrorakt in der Tokioter U-Bahn verübte. Es scheint als versuche Murakami erneut die Menschen vor einer unbekannten Bedrohung zu warnen. Das sich im Untergrund jederzeit eine fremde Macht erheben kann. Diese brutale Realität verpackt Murakami in eine surreale wie phantastische Geschichte.

Die deutsche Edition von DuMont enthält die ersten zwei Bücher von 1Q84. Der dritte Band selbst ist erst im April diesen Jahres in Japan erschienen. Obwohl das erste Buch unglaublich kurzweilig ist, fragt sich der geneigte Murakami Leser jedoch sehr wahrscheinlich ob sich sein neues Werk nicht doch irgendwie seltsam liest. Kühl und sogar etwas unpersönlich vielleicht. Dies könnte zum einen daran liegen das er nun komplett auf den "Ich Erzähler" verzichtet. Dies tat er bereits teilweise in Kafka am Strand. In After Dark verzichtete er auf den "Ich Erzähler" und schrieb dafür aus der Sicht der Leser (ein sogenannter "Wir Erzähler"). Ziemlich interessant, kam aber leider bei vielen Lesern nicht gut an. Nun verwendet Murakami einen gängigeren, westlichen, Erzählstil. Es ist dieses Mal keiner von Murakamis Helden der die Geschichte in 1Q84 erzählt. Es ist Haruki Murakami selbst, der uns hier sein ganz persönliches Märchen vorliest. Für Leser die noch nie ein Werk des Japaners gelesen haben dürfte sich der Stil also nicht so fremd anfühlen wie für Veteranen. Für jemanden der bereits etliche Erzählungen und Romane von ihm gelesen hat, dürfte dies eine ziemlich schwere Umstellung sein. Man fühlt sich so, als würde man nicht recht mit der ungewohnten Geschichte warm werden. Trotzdem blättern sich die Seiten wie von selbst um. Natürlich kann man Murakamis frühere Werke nicht einfach verdrängen. Doch ich kann versprechen das man auch von 1Q84 gleichermaßen fasziniert sein kann wenn man sich nur darauf einlässt. Und ich spreche da aus Erfahrung. Mir erging es am Anfang genau so. Bereits im zweiten Buch gibt es auch wieder vertraute Murakami Momente. Dazu gehören natürlich gute Musik und viele Skurrilitäten. Die Hommage an George Orwells Klassiker 1984 ist dabei unverkennbar. Die Gemeinsamkeiten fallen aber ziemlich spärlich aus. Gibt es dann mal Verweise auf Orwells Roman, hat Murakami sie jedoch perfekt gewählt.

Erneut beweist Murakami, besonders im zweiten Buch, wie begnadet er ist. Man kann 1Q84 als ein modernes Märchen bezeichnen. Vielleicht sogar als eine Liebesgeschichte. Die Story mag einem verwirrend und sogar unwirklich vorkommen, aber spätestens am Ende des zweiten Buches wird man die Botschaft verstanden haben. Haruki Murakami widmet sich auch mit 1Q84 wieder einer bestimmen Generation. Der modernen Generation aus dem Jahr 2010. Es spielt dabei absolut keine Rolle in welchem Jahr Murakamis Geschichte spielt. Ob 1984 oder 2010, sein neues Werk richtet sich an eine einsame Generation die ihre Zukunft völlig aus den Augen verloren hat. Murakami ist die Person die mit ihren Texten Trost und Hoffnung spendet. Und das obwohl seine Geschichte wahrlich dystopisch erscheint. Er spricht die Sprache unserer Gesellschaft und erreicht alle Leute die nach ähnlichen Dingen suchen wie Murakamis Protagonisten. Wir haben selbst zu entscheiden wofür die Zwei Monde in unserem Leben stehen. Er rüttelt uns wach und lässt uns in Erinnerungen aus unserer Schulzeit schwelgen, egal wie man sie durchlebt hat. Und er macht uns auch klar das die Little People uns überall auflauern könnten.

Am Ende des zweiten Buches lässt man uns mit einem gemeinen Cliffhanger zurück. Ob sich Aomame und Tengo jemals finden werden bleibt fraglich. Was Murakami in diesem Werk hinterlässt sind viele Rätsel und Fragen. Rätsel und Fragen womit ich mich jedoch gerne befasse. So reiht sich auch 1Q84 problemlos in die makellose Bibliografie von Haruki Murakami ein.

Auch wenn sich dieser Roman etwas anders gelesen hat als viele seiner Vorgänger, bin ich immer noch absolut begeistert. Daher gibt es auch 5 von 5 möglichen Sternen. Hoffen wir das er bald endlich den verdienten Nobelpreis für Literatur erhalten wird. Haruki Murakami liefert hier den vielleicht wichtigsten Beitrag der Literatur 2010 ab (Anmerkung: Auch 2011 hat er ihn nicht erhalten ;D).

Sonntag, 9. Oktober 2011

Phänomen des Monats (September, nachträglich): Das eBook

Da ich krank im Bett lag, habe ich natürlich das wichtigste vergessen, das Phänomen des Monats.
Der Titel dürfte klar machen was im September meine Aufmerksamkeit gewonnen hat. Und man kann mir noch so viele Gegenargumente nennen (wie das ein eBook in Australien wesentlich günstiger ist als ein echtes Buch), das eBook bleibt für mich unbedeutend. Ich gehe nicht so weit und sage nutzlos.

Das eBook an sich (welches immer mehr an Popularität gewinnt) ist eine perfekte Gelegenheit für noch junge Verlage und deren Autoren. Schnell kann man geschriebene Werke der Öffentlichkeit präsentieren und umsonst oder für einen kleinen Betrag anbieten. Eine sehr kostengünstige Variante.
Doch wenn ich dann gleich 20 Euro für einen bekannten Titel eines erfolgreichen Autors bezahle, muss ich mich leider fragen: Was rechtfertigt diesen Preis? Der Aufwand wird es wohl kaum sein da es sich um ein digitales Medium handelt. Man kann davon ausgehen das Lizenzkosten den Preis ausmachen. Die Preise sind nämlich meistens identisch mit den Buchhandelspreisen.

Aber was mich dann doch am meisten wunder ist, wie kann man eine Datei nur einem echten Buch vorziehen? Ich gehe gerne mit dem Trend. Das eBook hingegen stellt für mich persönlich einen verlorenen Trend dar. Ich brauche weder eBooks noch einen dazugehörigen eBook Reader (welcher meistens um die 100 Euro kostet). Das klassische Buch ist ein Medium welches einfach nicht ersetzt werden kann. Und die Mehrheit wird der klassischen Variante auch zukünftig treu bleiben. Für mein Geld möchte ich gerne etwas in den Händen halten. Bei einem eBook wird dies leider nie der Fall sein.

 

Das Meer im neuen Gewandt



Bei der Wahl eines neuen Design für eine Website oder einen Blog kann man mindestens genau so viel falsch machen wie bei der Wahl eines schönen Cosplay das auch zu der jeweiligen Person passt. Änderungen sollten dezent und nicht penetrant wirken.

Ich habe mich zumindest mal für einen neuen Hintergrund entschieden. Was sich noch geändert hat ist die Platzierung der erstellten Seiten. Diese finden sich nun ganz unten auf dem Blog wieder. Dort sind die jeweiligen Kategorien recht gut aufgehoben und alles bleibt übersichtlich. Zusätzlich kam noch eine neue Rubrik hinzu: Archiv: Rezensionen zu Literatur und Film.

In diesem Archiv findet ihr nun alle Rezensionen zu Büchern und Filmen die ich bisher veröffentlicht habe. Das war es dann auch schon mit den Änderungen. Damit bleibe ich so schlicht wie auch weiterhin. Und gemütlich ist es hier glaube ich immer noch. Aber zieht euch eine Jacke an wenn ihr meinen Blog besucht. Am Meer ist es um diese Jahreszeit etwas frischer.

Donnerstag, 6. Oktober 2011

Nobelpreis für Literatur geht an Schweden: Tomas Tranströmer

 

Die Entscheidung in Stockholm ist endlich gefallen. Nachdem die Jury unstimmig war und die Entscheidung vertagt wurde, viel Heute, den 06 Oktober, endlich die Entscheidung. Und nach einer gefühlten Ewigkeit (um genau zu sein mehr als 30 Jahre) geht der begehrteste und höchst dotierte Literaturpreis wieder an einen Schweden. Ausgezeichnet wurde der bereits achtzigjährige Lyriker Tomas Tranströmer (Auf dem Bild Oben rechts abgebildet).

Als Begründung für die Entscheidung gab die Jury folgendes Zitat mit:

„Weil er uns in komprimierten, erhellenden Bildern neue Wege zum Wirklichen weist“

 Damit steht der Nachfolger von Mario Vargas Llosa also fest. Doch im Gegensatz zu dem Peruaner, den im letzten Jahr niemand auf der Rechnung hatte, stand Tranströmer weit oben. Damit setzte er sich gegen hoch gehandelte Favoriten wie dem Syrisch Libanesischen Lyriker Adonis, dem Japaner Haruki Murakami und, man mag es kaum glauben, dem amerikanischen Volk Singer Bob Dylan durch.
Als größter Konkurrent galt jedoch Adonis. Die Chancen waren in diesem Jahr also sehr hoch das der Preis an einen Lyriker geht.

Ich persönlich drückte wie im Jahr zuvor auch wieder Haruki Murakami die Daumen (der mit seiner Literatur für mich weiterhin den größten Beitrag an die moderne Gesellschaft abliefert). Gratulation aber an Tomas Tranströmer. Man kann davon aufgehen das sein größtenteils in Deutschland vergriffenes Werk schon bald wieder neu aufgelegt wird.